State­ment des Arbeits­krei­ses bei Bezirks­rats­an­hö­rung

Am 11. März 2020 hatte der Bezirks­rat Linden-Limmer eine Anhö­rung zum aktu­el­len Stand der »Wasser­stadt« auf die Tages­ord­nung gesetzt. Neben der Bürger­initia­tive Wasser­stadt und der Wasser­stadt Limmer Projekt­ent­wick­lung GmbH hatte auch der Arbeits­kreis »Ein Mahn­mal für das Frauen-KZ in Limmer« die Gele­gen­heit zu einer Stel­lung­nahme.

Am 11. März 2020 hatte der Bezirks­rat Linden-Limmer eine Anhö­rung zum aktu­el­len Stand der »Wasser­stadt« auf die Tages­ord­nung gesetzt. Neben der Bürger­initia­tive Wasser­stadt und der Wasser­stadt Limmer Projekt­ent­wick­lung GmbH hatte auch der Arbeits­kreis »Ein Mahn­mal für das Frauen-KZ in Limmer« die Gele­gen­heit zu einer Stel­lung­nahme, die wir im Folgen­den doku­men­tie­ren. Einen Bericht über die Anhö­rung finden Sie auf: wasser​stadt​.haz​.de/​2​0​2​0​/​0​3​/​1​2​/​b​r​e​m​s​e​n​-​c​o​n​t​i​-​d​e​n​k​m​a​l​e​-​d​e​n​-​b​a​u​f​o​r​t​s​c​h​r​i​t​t​-​a​u​f​-​d​e​m​-​w​a​s​s​e​r​s​t​a​d​t​-​g​e​l​a​e​n​de/

2020-03-11

State­ment des AK »Ein Mahn­mal für das Frauen-KZ in Limmer« bei der Anhö­rung im Stadt­be­zirks­rat Linden-Limmer zum Thema »Sach­stand und aktu­elle Themen auf dem Bauge­biet der Wasser­stadt Limmer« am 11.03.2020

Sehr geehr­ter Herr Bürger­meis­ter,
meine sehr geehr­ten Damen und Herren,

seit 12 Jahren setzt sich unser Arbeits­kreis für ein sicht­ba­res Erin­ne­rungs­zei­chen an das ehema­lige KZ-Außenlager Conti-Limmer ein.

Vom Stadt­be­zirks­rat sind wir stets unter­stützt worden, und künf­tige Stra­ßen der Wasser­stadt sind von Ihnen auch schon mit Namen ehema­li­ger Häft­linge bezeich­net worden.

Nach Abspra­chen mit der Bauver­wal­tung soll in einer ehema­li­gen Ecke des Lager­ge­län­des auf einer städ­ti­schen Fläche ein Gedenk­ort entste­hen.

Im Rahmen einer Einwoh­ner­be­tei­li­gung zur Gestal­tung der Grün­flä­chen sollen auch bishe­rige und künf­tige Einwohner_innen von Limmer dazu ihre Vorstel­lun­gen einbrin­gen können. Das begrü­ßen wir sehr. Der Gedenk­ort wird ein wich­ti­ger Bestand­teil der Frei­flä­chen in der Wasser­stadt sein.

Im Mai 2012 war Dr. Annette Chalut aus Paris bei uns zu Gast. Als 20-Jährige war sie Häft­ling im KZ Conti-Limmer gewe­sen. Annette Chalut war es sehr wich­tig, dass die dama­lige Topo­gra­fie des Ortes nach­voll­zieh­bar bleibt, an dem sie und ihre Kame­ra­din­nen leiden muss­ten.

Wenn wir diesem Wunsch folgen wollen – und wir möch­ten das! – dann braucht es Bezugs­punkte auf dem Gelände der Wasser­stadt und in der nähe­ren Umge­bung.

In Häft­lings­be­rich­ten finden wir häufig Hinweise auf den Kirch­turm von St. Niko­lai, auf einen Bauern­hof und natür­lich auf die Conti-Betriebsgebäude.

Der Kirch­turm steht nach wie vor, aber den Bauern­hof gibt es nicht mehr, und vom Continental-Betrieb stehen nur noch die über­wie­gend denk­mal­ge­schütz­ten Gebäude am Stich­ka­nal. Neben dem Kirch­turm von St. Niko­lai sind diese Altge­bäude wich­tige Land­mar­ken, letzte Bezugs­punkte, die dabei helfen können, sich die frühere Topo­gra­fie vorzu­stel­len, in der Frauen aus vielen Ländern leiden muss­ten.

Die Infor­ma­tio­nen, die am Gedenk­ort gege­ben werden, können dann auf diese Land­mar­ken Bezug nehmen.

Zum Umgang mit den archäo­lo­gi­schen Relik­ten im Boden des Wasser­stadt­ge­län­des hatten wir vor einem Jahr Kontakt mit der WLEG. Thema: »Abstim­mung Vorbe­rei­tung Baugrube Baufeld 10«.

Danach haben wir von der WLEG nichts mehr gehört. Das schafft kein Vertrauen! Viel­leicht kann uns Herr Junges­blut dazu heute etwas sagen?

Was wünschen wir uns sonst?

  • Wir wünschen uns von der Landes­haupt­stadt auch, dass der ehema­lige Lager­um­riss auf den öffent­li­chen Flächen gekenn­zeich­net wird, ähnlich, wie das zur Erin­ne­rung an die Berli­ner Mauer gesche­hen ist.
  • Wir würden gern wissen, wann die ins Auge gefasste EinwohnerInnen-Beteiligung zu den Grün­flä­chen statt­fin­den wird.
  • Wir halten auch eine Bürger­be­tei­li­gung zur Planung der weite­ren Bauab­schnitte für erfor­der­lich, damit Limmer erfährt, was beab­sich­tigt ist und damit die Menschen sich mit ihren Vorstel­lun­gen einbrin­gen können.

Wir fragen auch, ob und wie sich die Conti­nen­tal AG in den Gedenk­ort gedenkt einzu­brin­gen. Was möchte die Conti­nen­tal AG in Limmer tun, um an das von ihr hier began­gene Unrecht zu erin­nern? Aber von dort ist ja heute niemand anwe­send.

Ich denke, es ist fast über­flüs­sig zu sagen, dass es heute drin­gen­der ist als je in den vergan­ge­nen 75 Jahren, an die Nazi-Verbrechen und deren Folgen hinzu­wei­sen. Es reicht, die Stich­worte Halle, Hanau, Thürin­gen zu nennen. Wir haben alle gemein­sam eine Verant­wor­tung für die Gegen­wart und für die Zukunft.

Danke für Ihre Aufmerk­sam­keit!